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Themenwelten Hamburg

02.11.2017 / Abschied

Sarg und Urne – das ist grundverschieden

Fingerspitzengefühl und Fachexpertise sind notwendig, wenn es gilt, für die Bestattung eines Menschen angemessene Produkte auszuwählen

Abschied in Würde - dazu gehört auch der Weg zum Grab. Fotos: BDB
Abschied in Würde - dazu gehört auch der Weg zum Grab. 
Fotos: BDB
Es ist heute gang und gäbe, Produkte und Dienstleistungen im Internet zu bestellen. Das ist nachvollziehbar, schließlich spart man dadurch viel Zeit. Preise vergleichen, bestellen und dann kommt die Ware ins Haus. Bequemer geht’s nicht. Aber möchte man auf diese Weise auch einen Sarg oder eine Urne für die Bestattung eines geliebten Menschen bestellen? Wohl kaum. Trauer, Abschied und Respekt vor dem Verstorbenen verlangen etwas anderes. Vor allem bedarf es einer individuellen Beratung – und die gibt es nicht per Klick im Internet oder bei einem Fabrikverkauf.

„Ein guter Bestatter ist persönlicher Begleiter in schweren Stunden“

Natürlich muss ein Bestatter Särge, Urnen, Bestattungswäsche und tröstende Erinnerungsgegenstände einkaufen und schließlich auch weitergeben. Als Verkäufer und Händler sollte er sich deshalb aber nicht primär verstehen. Ein guter Bestatter, meint daher Christian Streidt, Präsident des Bundesverbands Deutscher Bestatter, verstehe sich vor allem als persönlicher Begleiter in schweren Stunden. Deshalb würde er auch bei der Auswahl von Sarg, Urne und den weiteren Dingen mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, denn die Produkte sollen ja zum Verstorbenen passen und einen adäquaten Preis haben.

Eine Urnentrauerfeier in feierlicher Umgebung
Eine Urnentrauerfeier in feierlicher Umgebung
„Die Wünsche der Angehörigen sind sehr unterschiedlich, da kann man nicht einfach etwas einkaufen und dann versuchen, es Trauernden aufzureden“, erklärt Streidt. „Es kommt darauf an zu verstehen, was für ein Mensch der Verstorbene gewesen ist, und wie er durch die richtige Auswahl eines Sarges, einer Urne oder anderer Utensilien eine ehrliche und authentische Würdigung erfährt.“ Würde habe dabei nicht primär etwas mit einem hohen Preis zu tun, fährt der Präsident, der selbst Bestatter ist, fort. Er verstehe sich als persönlicher Wegbegleiter und bringe seine handwerklichen Fähigkeiten zur Ehre der Verstorbenen und zum Wohl der Angehörigen ein. So machen es auch seine mehr als 3.200 Kolleginnen und Kollegen in ganz Deutschland, die Mitglieder in 16 Landesverbänden bzw. Innungen der Bestatter sind. Mit allen Produkten rund um den Friedhof – vom Grabstein bis zur Grabbepflanzung – kennt sich der qualifizierte und oftmals zertifizierte Bestatter bestens aus. Er arbeitet mit Experten wie Steinmetzen und Gärtnern zusammen, kann Menschen beraten und kennt die Vorschriften, die auf dem jeweiligen Friedhof herrschen. Auch was die Grabpflege betrifft, ist er Experte: „Es gibt heute viele pflegefreie Grabanlagen, die nicht teuer sein müssen, sodass, auch wenn die Familie weit verstreut lebt, das Grab immer schön und gepflegt aussieht“, erläutert Streidt. Auch bei der Gestaltung der Trauerfeier und der immer öfter damit verbundenen Anfertigung von Fotobüchern zur Erinnerung an den Abschied oder eines individuellen Schmuckstückes, das etwa den Fingerabdruck des Verstorbenen trägt, kann der Bestatter helfen.

Um sich nicht im akuten Todesfall und damit in einer Zeit der inneren Erschütterung zu schnellen Entscheidungen gedrängt zu fühlen, ist es ratsam, bereits zu Lebzeiten mit dem Bestatter die eigenen Wünsche auch für Waren und Dienstleistungen zu besprechen und eine Bestattungsvorsorgevereinbarung zu treffen. mh

Deutschlandweit einzigartig

Kolumbarium in einer Gemeindekirche

Kolumbarium im Innenhof der Kirche
Kolumbarium im Innenhof der Kirche
In und rund um die katholische Kirche St. Thomas Morus in Hamburg-Stellingen wurde im Oktober 2016 ein Trauerzentrum und Kolumbarium eingeweiht. Die Kombination von Trauerbegleitung und Urnenbestattung in einer katholischen Kirche bei deren gleichzeitiger Weiternutzung durch die Gemeinde ist in Deutschland einzigartig. Der Name „Kolumbarium“ stammt vom lateinischen „columbarium“, deutsch: „Taubenschlag“. Diese Bezeichnung für Grabkammern tauchte erstmals rund 50 Jahre vor Christus in römischen Quellen auf. Optisch gibt es nämlich eine Ähnlichkeit zwischen altrömischen Grabkammern, bei denen die Nischen zur Aufnahme von Urnen nach der Feuerbestattung reihenweise übereinander platziert sind, und Taubenschlägen, bei denen die einzelnen gleichgroßen Kammern beziehungsweise Käfige der Tauben ebenso angeordnet sind.

Die Kirche St. Thomas Morus wurde zum Kolumbarium (Urnenbeisetzungsstätte) mit derzeit 938 Urnenplätzen umgebaut. Vier Urnenblöcke sind im Kirchenraum aufgestellt, zwei weitere und eine Urnenwand im Innenhof, der von der Kirche und vom Trauerzentrum umgrenzt wird. Trotzdem werden natürlich weiterhin Gottesdienste gefeiert. Die Gemeinde behält ihren Ort der Gottesbegegnung – und öffnet ihn zugleich für alle, die kommen, spirituelle Impulse suchen und in dieser Kirche die Gemeinschaft von Verstorbenen und Lebenden auf besondere Weise erfahren möchten.
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