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Ärztemagazin

Die Schattenseiten des Sommers

Wenn die Sonne zum Problem wird

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Der Frühsommer gilt als schönste Jahreszeit, der strahlende Sonnenschein lässt die Natur erblühen, hebt die Stimmung und verleiht uns Energie. Doch für Patienten, die auf bestimmte Arzneimittel angewiesen sind, kann die Sonne zum Problem werden: „Etliche Medikamente können die Lichtempfindlichkeit der Haut stark erhöhen. Man nennt sie deshalb auch Photosensibilisatoren“, sagt Petra Kolle, Vizepräsidentin der Hamburger Apothekerkammer: „Die Hauterscheinungen äußern sich wie bei einem Sonnenbrand: vom Brennen über den ganzen Körper und starken Rötungen bis hin zur Blasenbildung.“ Auslöser dieser sogenannten phototoxischen Reaktionen können oral eingenommene Medikamente wie Tabletten sein, aber auch äußerlich angewendete wie Salben und Pflaster. Bei einigen Menschen treten sie bereits beim ersten Kontakt mit dem Arzneimittel auf, bei anderen erst nach Folgekontakten.

Klassische Beispiele für Photosensibilisatoren seien das heute nur noch selten verordnete Antibiotikum Doxycyclin oder auch hochdosierte Johanniskraut-Präparate, die gegen Depressionen eingesetzt werden, so Kolle. Aber auch Diuretika, Antiphlogistika (z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen), verschiedene Antibiotika, Blutdrucksenker, Cholesterinsenker (Statine), Antidepressiva, Antiepileptika, Antiallergika, Rheumamedikamente oder Hormone können die Sonnenempfindlichkeit erhöhen.



Doppeltes Risiko für Blutdruckpatienten

Besonders häufig wird in Deutschland das harntreibende Hydrochlorothiazid eingesetzt – oft in Kombination mit Blutdrucksenkern, die seine photosensibilisierende Wirkung noch verstärken. Dabei hingen die phototoxischen Reaktionen aber auch von den Dosierungen der Arzneimittel ab, betont die Apothekerin. So bereite zum Beispiel Johanniskraut als Tee nur selten Probleme, als Antidepressivum mit 900 mg-Dosierung aber sehr wohl.

Wärme führt bei Pflastern zu Überdosierung

Morphinhaltige Pflaster haben sich in den vergangenen Jahren in der Behandlung von Schmerzpatienten durchgesetzt. Doch diese erfolgreiche Therapie könne im Sommer ihre Tücken haben, warnt Kolle: „Die Wärme verstärkt die Wirkung und kann so bis zum Kreislaufkollaps führen. Das muss auch beim Entfernen der Pflaster berücksichtigt werden, weil noch Wirkstoff in der Haut gespeichert ist.“ Bei Unsicherheiten sollten Patienten deshalb den Rat ihres Apothekers suchen und klären, ob die betreffenden Arzneimittel zum Beispiel auch abends eingenommen werden können, Pflaster bei Hitze oder im Urlaub vorübergehend gegen Tabletten getauscht werden können oder – nach Absprache mit dem Arzt – eine Dosisreduktion sinnvoll wäre.

Grundsätzlich seien Sonnencremes mit höheren Lichtschutzfaktoren von mindestens 30, bei hellerer Haut besser 50, immer sicherer, erklärt Kolle. Insbesondere für Menschen mit Allergien, trockener, leicht schwitzender oder empfindlicher Haut böten die Apotheken in der Regel eine breitere Palette von Sonnenschutzprodukten als Drogeriemärkte oder Discounter. Deshalb mache es Sinn, sich in der Apotheke auch in dieser Frage beraten zu lassen. Hier gebe es auch Alternativen, sollte doch einmal eine Unverträglichkeit auftreten. Jens Bonnet

Tipps zur Vorbeugung


- Medikamente mit kurzer Halbwertszeit abends einnehmen
- Bei längeren Aufenthalten in der Sonne immer Sonnenschutzcreme benutzen, gegebenenfalls auch schützende Kleidung
- Sonnenbäder bei hohem Stand der Sonne (11-15 Uhr) vermeiden
- Solarien meiden
- Sonnenschutz aus der Apotheke

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