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Rheuma – Auf die Diagnose kommt es an

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Wir sprechen vom ‚Chamäleon der Medizin‘ “, erklärt Dr. Ahmadi-Simab, Ärztlicher Direktor des Klinikum Stephansplatz, und meint damit Rheuma. Schätzungsweise rund zwei Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Hinter dem Begriff verstecken sich über 400 unterschiedliche Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates. „Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation sind unter Rheuma alle Schmerzen am Bewegungsapparat mit Tendenz zur Chronifizierung zu verstehen“, erläutert Prof. Matthias Schneider, Direktor der Poliklinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Zahlenmäßig die größte Gruppe sind jedoch Patienten mit Verschleißerkrankungen (Arthrose)“, sagt Prof. Schneider. Beschränkte sich die Behandlung früher noch auf entzündliche Erkrankungen der Bewegungsorgane, nehmen die Experten inzwischen den ganzen Menschen in den Blick.

„Für Entdeckung und Diagnosestellung brauchen Sie ein eingespieltes interdisziplinäres Team.“

Denn entzündlich-rheumatische Systemerkrankungen können sämtliche Organe einbeziehen. „Selbst das klassische Gelenkrheuma – unbestritten eines der Hauptthemen der Rheumatologie– ist eine Systemerkrankung, wie die vielfältigen Organbeteiligungen mit etwa Herz, Haut, Lunge, Niere, Augen, Gefäßen, zentralem und peripherem Nervensystem zeigen“, weiß Dr. Ahmadi. Und dann gibt es noch Erkrankungen, die auf den ersten Blick gar nicht als rheumatische Systemerkrankungen erscheinen. „Spätestens wenn die ,üblichen Verdächtigen‘ wie Bakterien oder Viren verhaftet und als unschuldig erkannt worden sind, tritt die Rheumatologie auf den Plan und ordnet die Erkrankung als entzündliche Systemerkrankung ein“, so der Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie und Gastroenterologie. 

Dr. Ahmadi-Simab, Ärztlicher Direktor des Klinikum Stephansplatz
Dr. Ahmadi-Simab, Ärztlicher Direktor des Klinikum Stephansplatz
Prof. Matthias Schneider, Direktor der Poliklinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf
Prof. Matthias Schneider, Direktor der Poliklinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf
Nicht selten ist das Fieber dann bei einem jungen Menschen durch eine Vaskulitis oder eine Kollagenose (z.B. Systemischer Lupus Erythematodes) oder beim älteren Menschen durch eine Polymyalgia rheumatica, ein anlaufendes Gelenkrheuma (Rheumatoide Arthritis) oder eine Riesenzellarteriitis zu erklären. „So lässt sich manche diagnostische Abenteuerreise deutlich verkürzen.“ Rheumatische Erkrankungen haben jedoch nicht nur unterschiedliche Ursachen, sondern auch sehr viele verschiedene Verläufe und werden auch sehr differenziert behandelt. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose, denn bereits entstandene Schädigungen lassen sich nur in wenigen Fällen rückgängig machen. Und je früher Rheuma erkannt wird, desto besser sind die Aussichten in der Therapie. „Rheuma stellt uns jedoch vor eine große differentialdiagnostische Herausforderung – die Verwechselungsgefahr ist sehr groß“, beschreibt Dr. Ahmadi. „Für Entdeckung und Diagnosestellung brauchen Sie ein eingespieltes interdisziplinäres Team.“ Denn oft wird die Krankheit immer noch zu spät entdeckt.

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