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Ärztemagazin

Spirale entschärft Zeitbombe im Kopf

Hirnaneurysma

Neuroradiologe Dr. Harald Paukisch im Kontrollraum des High-Tech-Katheterlabors der Asklepios Klinik St. Georg
Neuroradiologe Dr. Harald Paukisch im Kontrollraum des High-Tech-Katheterlabors der Asklepios Klinik St. Georg
Nicht nur für Kardiologen ist der Katheter das wichtigste Werkzeug, auch für die Diagnostik und Therapie von Gefäßerkrankungen im Gehirn sind Katheterverfahren mittlerweile unverzichtbar. Neuroradiologen sind Spezialisten, die Katheter durch die Hirngefäße manövrieren, um dort zum Beispiel eine Aussackung (Aneurysma) zu behandeln, bevor sie irgendwann platzt und zu einer lebensbedrohenden Blutung führt. Prominente Beispiele für solche dramatischen Notfälle sind die „Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus oder die Folk-Sängerin Joni Mitchell. Die Popsängerin Laura Branigan starb mit 47 Jahren, weil ein unerkanntes Hirnaneurysma im Schlaf platzte. In der Regel werden Aneurysmen nur zufällig bei Kernspintomografien des Kopfes entdeckt oder wenn ein wachsendes Aneurysma auf Hirnnerven drückt und so durch eine Augenmuskellähmung auffällt. Eine solche Gefäßerweiterung ist eine Zeitbombe im Kopf, denn die Wahrscheinlichkeit, an einer Aneurysmablutung zu sterben, liegt bei 40 Prozent. „Bei einem zufällig entdeckten Aneurysma muss man untersuchen, ob es bluten kann und ob es sich vorsorglich ausschalten lässt“, erklärt der Neuroradiologe Dr. Harald Paukisch, Sektionsleiter für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie in der Asklepios Klinik St. Georg: „Insbesondere bei jungen Patienten oder besonderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck müssen wir klären, ob wir das Aneurysma mit speziellen Spiralen aus einer Platinlegierung, sogenannten Coils, abdichten können.“ Die Coils werden per Katheter in das Aneurysma eingeführt, entfalten sich dort und füllen die Aussackung aus. Damit das auch bei schwierigen anatomischen Verhältnissen funktioniert, können die Neuroradiologen heute unter vielen verschiedenen Formen und Arten von Coils die passende Spirale auswählen, so Paukisch.

„Wir stehen nicht in Konkurrenz mit den Neurochirurgen, sondern bilden ein Team.“

Modernste Technik

Ein entscheidender Vorteil sei das hochmoderne Katheterlabor, das seit Dezember in der Klinik zur Verfügung steht: Seine zwei Flächendetektoren ermöglichen eine deutlich höhere Auflösung der Bilder bei geringerer Strahlenbelastung und Aufnahmen aus zwei Richtungen gleichzeitig. So können sich die Neuroradiologen besser orientieren und benötigen weniger Zeit und Kontrastmittel.

Es gebe aber auch Aneurysmen, die besser operiert werden sollten, weil sie gut von außen zu erreichen sind oder eine Form haben, in der die Spiralen nicht halten, betont Paukisch. Deshalb arbeiten die Neuroradiologen eng mit ihren Kollegen der Neurochirurgie und Neurologie zusammen: „Wir stehen nicht in Konkurrenz, sondern bilden ein Team.“ Sofern die anatomischen Gegebenheiten es erlauben, werde das Coiling in der Regel als schonendere Alternative gegenüber der Operation, dem sogenannten Clipping, bevorzugt. „Das Elegante am Coiling ist, dass wir das Gehirn selbst nicht anfassen müssen, anders als die Neurochirurgen.“ Welche Methode im Einzelfall sinnvoller ist, werde aber gemeinsam entschieden. Bei beiden Verfahren sei das Komplikationsrisiko vergleichbar niedrig. Auch bei der Behandlung von Schlaganfällen und anderen Erkrankungen der Hirngefäße arbeiten Neurologen, Neurochirurgen und Neuroradiologen eng zusammen. Zu deren Aufgaben gehört zudem die Diagnostik von Gehirn, Wirbelsäule und Rückenmark mit Hilfe von Computer- und Kernspintomografie.

Dr. Harald Paukisch Sektion für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie Albers-Schönberg-Institut für Radiologie

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Schwerpunkte
■ Verengung der Halsschlagader und Hirngefäße
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