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Besser anschnallen!

Pro Jahr sterben 200 Autoinsassen, weil sie den Sicherheitsgurt nicht anlegen

Über 20 Prozent der für die UDV-Studie befragten Fahrer waren der Meinung, bei niedrigen Geschwindigkeiten auch ohne Gurt ausreichend geschützt zu sein. Ein Irrglaube, denn der Airbag wird in der Regel erst ab 25 km/h ausgelöst. Und bereits bei einem Frontalunfall bei nur 20 Kilometern pro Stunde müsste ein 75 Kilogramm schwerer Mann mit seinem Armen ein Gewicht von 1.800 Kilogramm abstützen, weiß UDV-Leiter Siegfried Brockmann.
Über 20 Prozent der für die UDV-Studie befragten Fahrer waren der Meinung, bei niedrigen Geschwindigkeiten auch ohne Gurt ausreichend geschützt zu sein. Ein Irrglaube, denn der Airbag wird in der Regel erst ab 25 km/h ausgelöst. Und bereits bei einem Frontalunfall bei nur 20 Kilometern pro Stunde müsste ein 75 Kilogramm schwerer Mann mit seinem Armen ein Gewicht von 1.800 Kilogramm abstützen, weiß UDV-Leiter Siegfried Brockmann.
Wenn alle Insassen von Pkw in Deutschland zu jeder Zeit korrekt angeschnallt wären, könnten rund 200 Verkehrstote und rund 1.500 Schwerverletzte pro Jahr vermieden werden. Dies ist das wichtigste Ergebnis einer Auswertung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) aus diesem Jahr. Nach offiziellen Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen fahren rund 98 Prozent aller Pkw-Insassen gegurtet. Laut Auswertung der UDV waren aber 28 Prozent aller im Straßenverkehr Getöteten nicht oder falsch angeschnallt. „Das zeigt das große Potenzial, das hier liegt. Mit keiner anderen Einzelmaßnahme lassen sich so viele Verkehrstote vermeiden“, sagt UDV-Leiter Siegfried Brockmann. Weitere Ergebnisse zu den Nicht-Angeschnallten: Am häufigsten getötet oder schwerverletzt wurden Fahrer (43 Prozent), gefolgt von Rücksitzinsassen (36 Prozent) und Beifahrern (21 Prozent). Mehr als zwei Drittel der Opfer waren männlich, das Durchschnittsalter lag bei 32 Jahren. Unter den 45- bis 64-Jährigen ist die Unlust auf den Gurt am größten.

Kontrollen und Strafen schrecken nicht ab

Siegfried Brockmann, UDV-Leiter
Siegfried Brockmann, UDV-Leiter
Da die Sicherheitswirkung des Gurtes allgemein bekannt ist, wollte die UDV wissen, was Pkw-Fahrer dennoch veranlasst, nicht angeschnallt zu fahren. In einer bundesweiten Online-Befragung im Frühjahr dieses Jahres zeigte sich, dass insbesondere notorische Gurtverweigerer glauben, bei innerstädtischen Geschwindigkeiten ausreichend geschützt zu sein. Wie im realen Unfallgeschehen abgebildet, bekannten sich mehr Männer als Frauen dazu, nicht angeschnallt gefahren zu sein. Interessant auch, dass Fahrer sehr viel häufiger nicht gegurtet sind, wenn keine weiteren Insassen im Fahrzeug sind. „Die soziale Kontrolle ist offenbar wichtig. Wenn die Enkel mit im Auto sitzen, schnallt die Oma sich an. Denn rational kann sie dem Nachwuchs nicht erklären, warum sie das nicht tut“, sagt Brockmann. Mögliche Strafen schrecken hingegen nicht ab: Die meisten Befragten halten eine Kontrolle durch die Polizei für unwahrscheinlich. Siegfried Brockmann fordert deshalb deutlich mehr polizeiliche Kontrollen und höhere Verwarnungsgelder. Seit 1984 werden 60 Mark bzw. 30 Euro fällig, wenn ein Autofahrer von der Polizei ohne angelegten Gurt erwischt wird.

Versicherer fordern Gurtwarner für alle Sitzplätze

Die Industrie müsse alle Sitzplätze mit Gurtwarnern ausstatten, die mit Blinklicht und Warnton darauf aufmerksam machen, wenn Insassen nicht angeschnallt sind. Manipulationen des Gurtwarners, beispielsweise durch eingesteckte Gurtschlösser, müssten technisch verhindert werden. Zugleich gelte es, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu stärken, dass Kollisionen auch bei niedrigen Geschwindigkeiten ohne Gurt zu schwersten Verletzungen führen können. „Ziel muss eine hundertprozentige Anschnallquote sein“, so Brockmann.

In Deutschland gilt seit 1976 eine Anschnallpflicht auf den Vordersitzen in Autos, seit 1984 gilt die Pflicht auch für die Rückbank. Allein 1985 ging die Zahl der Unfalltoten vor allem dank dieser Regelung um 1.461 zurück. Die Zahl der Schwerverletzten sank um 15.091. mh

Mangelhafte Kindersicherung


Bei Kindern im Auto ist nicht mangelnde Bereitschaft sich anzuschnallen, das Problem, sondern die Technik der Sicherung. Fast 50 Prozent aller Kinder unter zwölf Jahren sind im Auto nicht richtig gesichert. Mehr als die Hälfte davon sogar so falsch, dass sie im Falle eines Unfalls schwerste Verletzungen davontragen könnten. Das ist ein Ergebnis einer Beobachtungs- und Befragungsstudie des UDV. Häufigster Fehler: die Gurtführung bei der Befestigung des Kindersitzes. Er war entweder nicht durch die vorgeschriebenen Öffnungen geführt oder nicht straff genug angezogen. Nach Meinung von UDV-Leiter Siegfried Brockmann müssen die Sitzhersteller mehr tun, um die Handhabung zu vereinfachen.
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