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Berufswahl

Offensive für einen unterschätzten Beruf

Altenpfleger

Auch Männer können Altenpflege: Der Auszubildende Omid Zerafat (links) und Praxisanleiter Karsten Lies – ein starkes Team. Foto: Reitenbach
Auch Männer können Altenpflege: Der Auszubildende Omid Zerafat (links) und Praxisanleiter Karsten Lies – ein starkes Team. Foto: Reitenbach
Mit einer Werbekampagne will die Bundesregierung mehr junge Menschen für die Pflege gewinnen. Bis zum Jahr 2023 soll die Zahl der Auszubildenden um zehn Prozent steigen. Was die Politik jetzt anstoßen will, hat das Seniorenzentrum Dr. Carl Kellinghusen in Bergedorf längst umgesetzt.

„Wir beschäftigen hier zurzeit 15 Auszubildende bei insgesamt 80 Mitarbeitern“, erzählt Geschäftsführer Dirk Ackermann. „Man kommt als weitsichtiges Unternehmen gar nicht drum herum, dem Thema Ausbildung einen immens hohen Stellenwert einzuräumen und die Kapazitäten zu erhöhen.“

In den drei Seniorenzentren der Geschwister Jensen GmbH sind insgesamt vier Praxisanleiter für die Azubis freigestellt, um ihnen ständig als Ausbilder, Mentor und Fürsprecher zur Seite zu stehen.

„Alles andere wäre halber Kram“, meint Dirk Ackermann. „Wir sind von unserem Konzept überzeugt.“

Was muss ein Azubi in der Pflege mitbringen?

„Das Fachwissen werden wir dem Azubi beibringen“, sagt Ausbilder Karsten Lies, „aber das Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenzen muss der Azubi mitbringen. Diese Charaktereigenschaften sind elementar für eine erfolgreiche Ausbildung.“

Ein Azubi berichtet

Omid Zerafat ist einer der 15 Auszubildenden im Seniorenzentrum Dr. Carl Kellinghusen. „Ich war überrascht, wie viele Männer sich als Altenpfleger ausbilden lassen.“ Omid schätzt den Anteil in der Berufsschule auf etwa ein Drittel. Jetzt im 2. Ausbildungsjahr ist sich Omid sicher: „Eine bessere Berufswahl hätte ich nicht treffen können.“ Omid ist aber erst über Umwege in der Pflege angekommen. Nachdem er eine handwerkliche Ausbildung abgebrochen hatte – „das war nicht meins“ –, absolvierte er als Bundesfreiwilliger seinen Dienst in einem psychiatrischen Krankenhaus. „Ich hatte schon immer eine Affinität zur Medizin.“ Eine Altenpflegerin klärte ihn „glücklicherweise“ über die Bandbreite ihres Berufes auf. Er bewarb sich und konnte bis zum Ausbildungsbeginn als Pflegehelfer Geld verdienen und Erfahrungen gewinnen. „Die Arbeit mit alten Menschen erfüllt mich, ich fühle mich gut.“

Aber Omid weiß auch, wie schwer die gesellschaftlichen Vorurteile wiegen. Immer wieder hört er von seinen Bekannten, dass sie es zwar gut fänden, was er macht, aber die schlechte Bezahlung und die eintönige Arbeit, ständig alte Menschen zu waschen, seien abschreckend. „Ihr wisst ja gar nicht, wie anspruchsvoll dieser Beruf ist“, wiederholt Omid häufiger, als ihm lieb ist. Er hofft, dass sich „die Leute wirklich schlau machen. Wenn man gute Argumente hat, bringt man die anderen auch zum Nachdenken.“

Dirk Ackermann bekennt: „Unserer Branche gelingt es leider noch immer nicht ausreichend, sich ein besseres Image in der Öffentlichkeit zu geben.“ Auch Karsten Lies bedauert es, dass sich junge Altenpfleger rechtfertigen müssen. „Da wünsche ich mir eine Wende.“

Hohe Azubi-Gehälter

Die Bundesregierung möchte parallel zur Ausbildungsoffensive in der Pflege auch eine bessere Entlohnung und tarifliche Standards durchsetzen, um die Attraktivität dieser Branche deutlich zu steigern. Auch hier ist die Geschwister Jensen GmbH als Beispiel längst weiter. Bereits im ersten Lehrjahr erhalten die Auszubildenden eine Vergütung in Höhe von 1050 Euro monatlich, dazu noch weitere Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld und 30 Tage Urlaub. Die Einstiegsgehälter nach der Ausbildung beginnen bei etwa 2600 Euro.

Bewerben können sich Schulabgänger auf allen Wegen, ob klassisch per Post, per E-Mail oder als Initiativbewerbung. Fragen beantworten die Praxisanleiter gern. Karsten Lies rät: „Wer ein Praktikum bei uns machen will, ist immer willkommen. So erhalten die jungen Leute einen guten Einblick und sind sich viel sicherer, ob sie diesen Beruf ergreifen wollen.“

Voraussetzungen

Wer die dreijährige Ausbildung zum examinierten Altenpfleger antreten will, muss über einen mittleren Schulabschluss (MSA) oder etwas Vergleichbares verfügen. Für die zweijährige Ausbildung zum Gesundheits- und Pflegeassistenten gibt es keine Voraussetzungen, erwünscht ist ein Hauptschulabschluss bzw. der erste allgemeinbildende Schulabschluss. „Wer die Ausbildung zum Gesundheits- und Pflegeassistenten erfolgreich besteht, kann sich anschließend um ein Jahr verkürzt zum examinierten Altenpfleger fortbilden“, erklärt Dirk Ackermann. „Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter bei uns bleiben und ihre Chancen sehen.“ Omid Zerafat freut sich über seine Berufsaussichten: „Ich könnte wie Karsten Lies Praxisanleiter werden oder Einrichtungsleiter oder ins Qualitätsmanagement gehen oder in vielen anderen Bereichen arbeiten.“

Die Ausbildungen zum Altenpfleger starten übrigens zwei Mal im Jahr am 1. Februar und am 1. August.

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