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Tennis in Hamburg

Dr. Volker Carrero: Prävention im Tennis

Die Schmerzen der Tennisspieler und wie man sie behandelt

Dr. Volker Carrero (l.) und Dr. Jan Schilling betreuen die Profis am Rothenbaum.
Dr. Volker Carrero (l.) und Dr. Jan Schilling betreuen die Profis am Rothenbaum.
Je älter man wird, umso weniger hat man die Chance, auf der Tennisanlage vor Gesprächen zu flüchten, die sich um die Wehwehchen handeln, die uns alle irgendwann mal mehr, mal weniger erwischen. In der Kabine, speziell bei Seniorenpunktspielen, hat man den Eindruck, sich teilweise im medizinischen Versuchslabor zu befinden. Da wird gesalbt, einmassiert, gewickelt, getaped und bandagiert, was die aus langjähriger Erfahrung zusammengestellte Tasche hergibt. Diagnosen und Therapien werden jedem, der es nicht hören will und sich dummerweise gerade in der Nähe befindet, langatmig mit auf den Weg gegeben.

Am besten ist es nach wie vor, einen Arzt seines Vertrauens zu haben, der – noch besser –, das was man selbst hat, schon mal selbst hatte. TENNIS in Hamburg ist deshalb glücklich, in Dr. Volker Carrero, Tennisspieler und 10 Jahre lang der Turnierarzt der German Open und auch weiterhin der Hamburg European Open am Rothenbaum, den kompetenten Facharzt für Tennisbeschwerden gewonnen zu haben, der sich den speziellen Schmerzen der Tennisspieler annimmt. Und glücklicherweise, nicht für ihn, aber für uns alle, hatte er manches, worüber er schreibt, bereits selbst am eigenen Leibe erfahren müssen.
  
Prävention im Tennis

TENNIS in Hamburg führte das Interview mit den beiden Sportärzten und Orthopäden Dr. Volker Carrero und Dr. Jan Schilling.

TENNIS in Hamburg: Prävention ist in aller Munde. Was sind die wichtigsten Faktoren, um Verletzungen zu vermeiden?
  
Mobilisierende Elemente ähnlich dem Stretching sollten zuerst durchgeführt warden.
Mobilisierende Elemente ähnlich dem Stretching sollten zuerst durchgeführt warden.
Dr. Volker Carrero: Die Ursache von Verletzungen ist multifaktoriell. Der bedeutendste Parameter, den wir beeinflussen können, ist sicherlich die Belastungssteuerung. Belastungsspitzen bürgen das deutlich erhöhte Risiko für Verletzungen. Aber kaum ein Tennisspieler oder dessen Trainer kann genau angeben oder einschätzen,  wie hoch seine Belastung ist.

Dr. Jan Schilling: Aus diesem Grund müssen wir auch im Tennis dazu kommen, Belastungen zu messen. Im Baseball werden z.B. bei Jugendlichen die Anzahl der Würfe je Trainingseinheit gezählt. Bei einer zu hohen Anzahl oder Steigerung werden die Würfe reduziert. Dieses ist im Tennis sicherlich schwieriger.

Welche Optionen gibt es denn für den Tennisspieler?

Dr. Volker Carrero: Es lohnt sich immer, über den Tellerrand zu anderen Sportarten zu schauen. In vielen Mannschaftssportarten gibt es Angebote für Belastungsmessungen, die man gut auf das Tennis übertragen kann. Rein objektive Werte zu bestimmen ist jedoch schwierig und auch nicht sinnvoll.
  
Nach den mobilisierenden kommen die kräftigenden Elemente.
Nach den mobilisierenden kommen die kräftigenden Elemente.
Dr. Jan Schilling: Eine leicht anwendbare Möglichkeit ist folgende: Die Trainingseinheiten werden in Stunden eingeteilt. Nach jeder Trainingseinheit muss der Tennisspieler seine Einschätzung der Belastung auf einer Skala von 0 bis 10 einstufen. 0 bedeutet Ruhe, 4 etwas anstrengend, 7 sehr anstrengend, 10 wie der härteste Wettkampf. Nun multipliziert man die Stundenanzahl der Trainingseinheit mit diesem Faktor und addiert die gesamten Einheiten der Woche. Trainiert der Spieler z. B. Montag 1,5 Stunden und wertet er diese Einheit als 5, so hat er 7,5 Punkte. Man bekommt einen Wochenwert. Dieser Wochenwert wird in Relation zu dem Durchschnitt der letzten 4 Wochen gesetzt. Der Wert sollte zwischen 0,8 und 1,3 liegen, um im optimalen Belastungsbereich zu sein.

Dr. Volker Carrero: Wichtig ist dabei, alle Sporteinheiten komplett zu erfassen. So gehört auch das Aufwärmen zur Trainingseinheit. Auch Schulsport oder extra Kondieinheiten müssen mitgezählt werden.

Stichwort Aufwärmen. Welche Rolle spielt dieses in der Bedeutung von Prävention?

Dr. Volker Carrero: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Aufwärmprogramme nach bestimmten Schemata insbesondere das Risiko für Muskelverletzungen reduzieren. Diesbezüglich können wir als Tennisspieler z. B. von publizierten Aufwärmprogrammen beim Fußball und Handball lernen.

Dr. Jan Schilling: Generell ist beim Training wie beim Aufwärmen ein Prinzip durchgehend vorhanden: es sollten zuerst mobilisierende und dann kräftigende Elemente durchgeführt werden. Und ganz wichtig: das Aufwärmprogramm ist nicht als Einheit vor dem Training anzusehen, sondern es gehört zum Training. Dementsprechend sollten Spieler und Trainer das Aufwärmprogramm genau planen, um in dieser Zeit auch Bewegungseinschränkungen oder muskuläre Dysbalancen zu beheben.

Dr. Volker Carrero: Wir unterscheiden generell auch ein Aufwärmen beim Training und Wettkampf. Beide haben unterschiedliche Ziele. Die von Dr. Schilling beschriebenen Elemente treffen auf das Training zu. Das Aufwärmen vor dem Wettkampf hat auch die psychologische Einstellung bzw. Fokussierung auf den Wettkampf als Ziel, so dass hier viele Rituale eine Rolle spielen. Dies kann man bei den Weltklassespielern auch beobachten.

Der Inhalt des Textes darf nicht als Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. In keinem Fall ersetzt er einen Besuch beim Arzt. Der redaktionelle Inhalt wurde sorgfältig erstellt. Dennoch wird für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler keine Haftung übernommen.
  
Dr. Volker Carrero
MVZ Argon
Große Bleichen 5
20354 Hamburg

Dr. Jan Schilling
TherapieZentrum HafenCity
Am Sandtorkai 70
20457 Hamburg
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