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Probanden

Deutschland ist Nummer 2 bei klinischen Studien von Pharma-Unternehmen

532 industriell initiierte Studien wurden im Jahr 2016 begonnen. Nur in den USA ist man noch aktiver

Lange bevor ein neuer Wirkstoff mit Tieren und Menschen erprobt wird, untersuchen Pharmaforscher seine Eigenschaften schon am Computer  Foto: vfa
Lange bevor ein neuer Wirkstoff mit Tieren und Menschen erprobt wird, untersuchen Pharmaforscher seine Eigenschaften schon am Computer Foto: vfa
Deutschland konnte 2016 erneut seine Position als weltweite Nummer 2 bei klinischen Arzneimittel-Studien von Pharma-Unternehmen behaupten. Das ergibt die Auswertung des öffentlichen Studienregisters clinicaltrials.gov durch den Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Eine Beteiligung an 532 im letzten Jahr aufgenommenen Studien – damit liegt Deutschland vor Großbritannien (499), Kanada (463), Spanien (432) und Frankreich (390). Klare Nummer 1 sind die USA mit 2306 Studien.

112 der in Deutschland 2016 in Angriff genommenen Projekte dienten der ersten Erprobung neuer Medikamente durch die Studienteilnehmer. In dieser sogenannten Phase I der klinischen Testreihe – eine solche muss jedes Medikament durchlaufen – ging es noch nicht um die Prüfung der Wirksamkeit. Die war – genauso wie die Verträglichkeit– Gegenstand der übrigen 420 Medikamenten-Studien. Diese Untersuchungen der Phasen II, III und IV wurden mit Patienten durchgeführt, die an 189 unterschiedlichen Krankheiten litten. Erprobt wurden dabei vor allem neue Therapien gegen Krebserkrankungen (106 Studien) und Entzündungskrankheiten (100). An dritter und vierter Stelle folgten Studien zu Herz-Kreislauf-Krankheiten (31) und Infektionskrankheiten (28).

Zu den Entzündungskrankheiten, auch Autoimmunkrankheiten genannt – sie gehen auf Fehlsteuerungen im Immunsystem zurück – zählen unter anderem Rheumatoide Arthritis, Asthma, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Schuppenflechte und Lupus. In diesem Bereich tut sich Deutschland bei der Therapieentwicklung besonders hervor, entsprechende Studien haben hier mit 24 Prozent einen weit höheren Anteil am Studiengeschehen als in den anderen fünf der studienstärksten Länder: Kanada kommt auf 20 Prozent, Großbritannien auf 18, Spanien auf 16, Frankreich und die USA jeweils nur auf 13. Das Ergebnis überrascht nicht, denn die deutsche Immunsystem-Forschung hat international eine starke Stellung und bereits zahlreiche bahnbrechende Erkenntnisse zur menschlichen Immunabwehr geliefert.

„Die Erprobung neuer Medikamente in Studien mit interessierten Patienten ist nur möglich, weil Unternehmen eng mit Ärzten in Krankenhäusern und Arztpraxen zusammenarbeiten können. Denn nur Ärzte dürfen Patienten behandeln”, sagt Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Pharma-Unternehmen, so Fischer weiter, würden mit ihren klinischen Studien einen wesentlichen Beitrag zur Förderung medizinischer Innovationen in der Gesundheitsversorgung leisten. Die starke Stellung Deutschlands im Bereich industriell initiierter klinischen Studien, die sich in der Zweitpositionierung beim weltweiten Ländervergleich zeige, sei eine ausgezeichnete Grundlage für die Forschung und die Patientenversorgung.

Wider die Krankenhauskeime

Das Studienzentrum Clinical Research Hamburg setzt sich für Impfungen ein und nimmt an einer weltweiten Studie teil

Pharmaforscher bei Untersuchungen im Labor  Foto: fotolia
Pharmaforscher bei Untersuchungen im Labor 
 Foto: fotolia
Patienten, die sich ins Krankenhaus begeben müssen, beschäftigen sich innerlich natürlich mit ihrer zukünftigen Behandlung. Sie hoffen, dass nichts schief geht und ihr Leiden gelindert oder gar beseitigt werden kann. Einem anderen Risiko schenken die meisten hingegen kaum Beachtung: den Krankenhauskeimen. Dabei werden diese zu einem immer größeren Problem, wie sich vor allem am Clostridium difficile zeigt. Das Bakterium verursacht die „Clostridium-difficile-Infektion“, eine in Krankenhäusern immer häufiger auftretende Darmerkrankung, die mit Durchfall einhergeht. Für einen gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem ist sie unangenehm, aber nicht weiter bedrohlich. Anders sieht es bei Krankenhauspatienten aus, insbesondere bei älteren ab etwa 50 Jahren. Da deren Körper naturgemäß geschwächt ist, kann die Infektion bei ihnen lebensbedrohlich werden. Hinzu kommt das Problem Antibiotikum: „Gerade in Krankenhäusern wird häufig schon als Prophylaxe ein Antibiotikum verabreicht – und das hat leider die Nebenwirkung, dass die Darmflora beeinträchtigt wird und die Infektionsgefahr steigt“, erläutert René Martz, praktischer Arzt und Geschäftsführer der Studienpraxis Clinical Research Hamburg. Wie der Mediziner weiter ausführt, könne mittlerweile nahezu jede vierte Durchfallerkrankung, die im Zusammenhang mit der Verabreichung von Antibiotika steht, dem Bakterium Clostridium difficile zugeschrieben werden. Während einer Antibiotika-Therapie könne das Bakterium, das drei bis fünf Prozent aller gesunden Menschen im Darm haben, schwere, blutige Durchfälle verursachen, die unter Umständen im Weiteren zu einem toxischem Megakolon (Entzündung und Erweiterung des Dickdarms) und einer Bauchfellentzündung sowie zu Vergiftungen mit Multiorganversagen führen.

Martz rät daher dazu, sich vor gefährlichen Krankenhauskeimen wie dem Clostridium difficile zu schützen. Um den Schutz vor Clostridium difficile weiter zu optimieren, nimmt Clinical Research Hamburg an einer weltweiten Impfstudie teil. Ziel ist es, an 16.500 Probanden in mehr als 200 Studienzentren in 17 Ländern Impfstoffe auf ihre Wirksamkeit bei Antibiotika-assoziierten Durchfallerkrankungen zu erproben. Martz: „Die Studie läuft noch bis Ende 2018. Männer und Frauen ab 50 Jahren, die in den nächsten Monaten operiert werden müssen oder im letzten Jahr mindestens zweimal im Krankenhaus behandelt wurden, können für die Teilnahme geeignet sein. Sie sind herzlich eingeladen, sich an uns zu wenden. Wir erklären sie ausführlich auf und nehmen uns Zeit für eine intensive Beratung.“

Infos unter Tel. 63 12 97-0,

www.crh-hamburg.de
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