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Einsamkeit – ein Gefühl, das krank macht

Mehr als zwei Drittel aller Deutschen sehen soziale Isolation als wichtiges Problem

Foto: natapetrovich - stock.adobe.com
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Wir klicken, texten, liken, teilen, sind mit unseren digitalen „Freunden“ verbunden und jederzeit erreichbar. Kaum zu glauben, dass immer mehr Deutsche sich allein und verlassen fühlen – mitten in der „Kommunikations-Gesellschaft“. Chronische Einsamkeit ist eine Epidemie. Und zwar eine, die krank macht: Menschen, die sich sozial isoliert fühlen, haben laut Studien häufiger Herzinfarkte und Schlaganfälle und sterben sogar früher. Was laut Forschern auch daran liegt, dass ein soziales Umfeld dazu motiviert, zum Arzt zu gehen, Sport zu treiben, kurz gesagt: auf sich zu achten. Wer allein ist, lässt sich gehen.

Einsamkeit betrifft übrigens nicht nur ältere Menschen, die nach dem Tod ihres Partners oder wenn die Kinder „aus dem Haus“ sind, allein zurückbleiben. Auch Männer und Frauen, die von außen betrachtet „mitten im Leben“ stehen, fühlen sich zunehmend sozial isoliert. Vielleicht, weil sie als frisch Geschiedene mit ihrem Partner einen großen Teil ihres Freundes- und Bekanntenkreises verloren haben. Oder, weil sie im Büro gemobbt werden und das Gefühl haben, dass niemand zu ihnen hält.

Alleinsein heißt nicht gleich einsam sein. Und auch unter Menschen kann man sich isoliert fühlen.

Gegen innere Einsamkeit helfen auch Facebook und Co. meist nicht – „Soziale Medien“ zeigen oft flüchtige Begegnungen im Alltag. Die morgendliche „Coffee to Go“-Bestellung bei der Bäckereiverkäuferin ersetzt keinen Kaffeeklatsch mit einer Freundin. Und im Job? Auch unter Kollegen wird oft nur das Nötigste ausgetauscht – und nach Feierabend kommt die dunkle Leere im Herzen. Wobei: Alleinsein heißt nicht gleich einsam sein. Und auch unter Menschen kann man sich isoliert fühlen.

Allein zu sein, ist ein Zustand. Einsamkeit ist ein Gefühl.

Eines, vor dem sich die Deutschen zunehmend fürchten. Laut einer ARD-Umfrage sehen 51 Prozent der Befragten Einsamkeit als „ein großes Problem“ und 17 Prozent sogar als „sehr großes Problem“. Und dennoch: Zugeben mag eigentlich niemand soziale Isolation, die meisten Betroffenen fühlen sich als Versager und schämen sich sogar. Dadurch ziehen sie sich noch mehr zurück – ein trauriger Teufelskreis. Sich selbst einzugestehen, am Alleinsein zu leiden ist deshalb der erste Schritt, es zu überwinden. Ein Therapeut kann dabei helfen, zurück in soziale Gemeinschaft zu finden. Miriam Kaefert
   
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