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Themenwelten Hamburg
100 Jahre WSB

Jung und Alt auf der Höhe der Zeit

Im Gespräch mit den Junioren von heute und den damaligen von 1994 wird klar: Der WSB ist modern – auch ganz ohne Revolution

Modern: Daniela Böhm (Hamburger Werbeköppe) und Michael Simon (Deutsche Bank) gehören zur jungen Generation im WSB. FOTO: NEFF
Modern: Daniela Böhm (Hamburger Werbeköppe) und Michael Simon (Deutsche Bank) gehören zur jungen Generation im WSB. FOTO: NEFF


Bergedorf. Eigentlich ist die Revolution längst über fällig: Alle zwei bis drei Jahrzehnte ist Bergedorfs Wirtschaftsverband vom Aufstand der jungen Unternehmer-Generation erschüttert worden. Das war Ende der 1960er-Jahre so, als sich vor allem der Nachwuchs namhafter Einzelhändler wie Textilhaus Penndorf, Schuh und Optiker Bode, Traditions-Fleischerei Städele oder Reisebüro Rauther gemeinsam gegen Pläne der Eltern wandte. Das Ergebnis war 1971 die Gründung der Werbegemeinschaft City Partner und im Zusammenspiel mit Bezirksamtsleiter Wilhelm Lindemann auch die Umgestaltung des Sachsentors zur Fußgängerzone – der zweiten in Deutschland nach Kiel. Die alte Generation wollte partout nicht nachgeben und klebte förmlich an den Posten in der Wirtschaftlichen Vereinigung. Der nächste Aufstand folgte Mitte der 1990er-Jahre. Wieder war eine neue Generation auf dem Weg an die Spitze der Bergedorfer Familienunternehmen. Und wieder wollten die den Verband bestimmenden Alten nicht loslassen.

Ohne Junioren hätten sie die Zukunft aufs Spiel gesetzt

„Wir haben damals offen gedroht, aus der Wirtschaftlichen Vereinigung auszutreten. Und das hätten wir auch gemacht, denn die alten Herren ließen keine frischen Ideen zu, hatten den Verband zu einer geschlossenen Gesellschaft betagter Firmenpatriarchen gemacht“, erinnert sich Niels Bonn, damals einer der Sprecher der rund 40 Junioren. „Die Senioren lenkten erst in letzter Sekunde ein, als ihnen klar wurde, dass sie ohne uns die Zukunft des Verbandes verspielen. Das war 1994 – und schon ein Jahr später kamen wir dann sogar direkt in den Vorstand, genauso, wie wir es gefordert hatten.“

Heute stehen die Zeichen nicht auf Revolution

Dass die Zeichen heute, 25 Jahre später, nicht wieder auf Revolution stehen, ist für Daniela Böhm keine Überraschung: „Der Verband heißt mittlerweile nicht nur anders, er nimmt seinen Namen ,Wirtschaft und Stadtmarketing für die Region Bergedorf‘ auch ernst.

Der WSB ist auf der Höhe der Zeit– und das ganz ohne Aufstand“, sagt die Jungunternehmerin, die mit ihrer Agentur „Hamburger Werbeköppe“ zu den zahlreichen Neuzugängen seit 2013 gehört. „Für uns ist der WSB wichtig, weil er zahlreiche Gelegenheiten schafft, sich mit anderen Unternehmern der Region zu treffen“, ergänzt Michael Simon, seit 2016 Filialdirektor der Deutschen Bank in Bergedorf und ebenfalls Teil der neuen Generation im WSB. „Unser Unternehmen ist zwar schon seit der Gründung des Verbandes vor 100 Jahren dabei, war allerdings lange nicht aktiv.

„Die Gründung des WSB hat uns zum gewichtigen Gesprächspartner der Politik werden lassen.“

Norbert Deiters, WSB-Gründungsvorsitzender

Als ich neu nach Bergedorf kam, bin ich einfach mal inkognito zu einer Wirtschaftskonferenz gegangen – und habe einen Verband kennengelernt, der sehr offen für neue Mitstreiter und ihre Ideen ist sowie ausgesprochen engagiert für die ganze Region Bergedorf. Das endet nicht an den politischen Grenzen, sondern gilt bewusst über Hamburg hinaus. So was kannte ich von meinen vorherigen Arbeitsplätzen nicht. Es macht richtig Spaß, hier in Bergedorf dabei zu sein.“ Ein Lob, das besonders Norbert Deiters gern hört. Der Sprossen- Produzent aus Curslack stand zur Jahrtausendwende an der Spitze der Wirtschaftlichen Vereinigung.

Schwierige Zeit überwunden

Das waren die Jahre, als ein tiefer Riss durch Bergedorf ging. Ursache war die von Hamburg verordnete Überplanung des alten ZOB am Bahnhof mit neuem Einkaufszentrum. Der Einzelhandel im Sachsentor und seine Interessenvertretung City Partner liefen aus Angst um die Attraktivität der Einkaufsstraße gegen das Projekt Sturm, die Wirtschaftliche Vereinigung sah es als Chance für Bergedorf. „Als das ZOB-Zentrum 2000 per Bürgerentscheid gekippt war, folgten schwierige Jahre. Vor allem, weil Bergedorfs Wirtschaft nicht mit einer Stimme sprach.“ Ein Manko, das Norbert Deiters und City-Partner Chef Rolf Egberts 2003 überwanden: Die seit 1971 nebeneinander existierenden Verbände fusionierten zum WSB. „Das hat uns breit aufgestellt und zum gewichtigen Gesprächspartner für Politik, Verwaltung und Hamburger Institutionen werden lassen“, resümiert Norbert Deiters.

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