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Laute Töne aus dem beschaulichen Hoisdorf

Wir besuchen den Komponisten Dieter Einfeldt

Einfeldt sitzt nur noch selten am Klavier, aber der Fluss der musikalischen Ideen reißt nicht ab. Fotos Stefan Specht
Einfeldt sitzt nur noch selten am Klavier, aber der Fluss der musikalischen Ideen reißt nicht ab. Fotos Stefan Specht
Auf die Frage nach seinem wichtigsten Arbeitsmittel antwortet der Komponist Dieter Einfeldt (Jahrgang 1935): „Der Papierkorb.“ Ein ungewöhnliches Sinnbild für den kreativen Klärungsprozess dieses unentwegt erfinderischen Geistes. Tatsächlich ist die Spannbreite von Einfeldts Themen und Genres nicht leicht zu fassen, unter seinen Werken finden sich Symphonien, Oratorien, Solostücke, viele mehrfach preis gekrönte Werke der Chor-, Orchester- und Kammermusik und sogar ein Kindermusical, auf das er heute noch angesprochen wird. Als Dozent der Hamburger Musikhochschule war Einfeldt bekannt für Wortwitz und brillante Rhetorik. Mit Stücken für Schlagzeug wie „Rotation“ (als Konzert- und Ballettfassung) hat er für viel Aufsehen gesorgt und Kompositionen für Schlagzeugorchester gaben vielen seiner Schüler die Gelegenheit, jenseits ausgetretener Pfade zu debütieren
  
Aktuelle Themen berühren

Einfeldt greift gern ins pralle Leben, berührt mit seiner Musik aktuelle Themen und bezieht Position. In einem Oratorium für größeres Orchester thematisierte er die Nutzung der Atomkraft und arbeitete dabei mit Texten aus der Apokalypse. Und das Flüchtlingsthema findet musikalischen Ausdruck in seinem jüngsten Werk „Flucht – aber wohin?“. Der Komponist Einfeld ist immer wirklichkeitsnah und erschafft seine Musik nicht nur wirkbewusst, sondern auch praxisgerecht. 

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„Komponieren heißt manchmal: Ballast abwerfen“

Dieter Einfeldt 

Denn aus seiner eigenen Erfahrung als Dirigent weiß er, dass er es den Musikern nicht zu schwer machen darf. Für das 2018 auf geführte „In memoriam Gomorrha“, eine Überarbeitung seiner bekanntesten Arbeit „Gomorrha, ein Requiem für Hamburg“ (Chor und Orchester) hatte er sein Material gekürzt und vereinfacht, damit es auch Laiensänger gut bewältigen können. Dieses war 2018 mit dem generationengemischten Chor der Hamburger Katharinenkirche zur Aufführung gekommen. Einfeldt reibt sich musikalisch an Themen, die ihn und die Welt da draußen immer noch bewegen.
  
Mit dem distanzierten Blick aus dem beschaulichen Hoisdorf wohlgemerkt, dort lebt er heute mit Ehefrau Lilo. Früher selbst Musikerin, betätigt sie sich gelegentlich als seine gewissenhafte Archivarin und nach Konzerten auch schon mal als liebevolle Kritikerin. Beide freuen sich über die musikalischen Erfolge ihrer gemeinsamen Tochter, die im Philharmonischen Staatsorchester die Viola spielt. Von der immer noch großen Fülle der Ideen des Dieter Einfeldt bleibt weiterhin einiges, das dem Papierkorb entgeht und zu Musik wird. Nach „kritischer Prüfung mit erkaltetem Temperament“, wie er sagt. ssp
  
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