Anzeige
Themenwelten Hamburg
Mein Urlaub XXL

Eine Reise zu den Sternen

Immer mehr Menschen verbringen ihren Urlaub möglichst nah am Himmel und gehe des Nachts auf die Suche nach der Milchstraße. Wir stellen vier Hotspots für Astronomie-Touren vor.

Die Kanareninsel La Palma bietet tolle Möglichkeiten für den faszinierenden Blick in die Sterne. FOTO: SAÚL SANTOS
Die Kanareninsel La Palma bietet tolle Möglichkeiten für den faszinierenden Blick in die Sterne. FOTO: SAÚL SANTOS
Von Markus Grenz 

Wer einmal einen wolkenlosen Sternenhimmel ohne die übliche Lichtverschmutzung gesehen hat, der vergisst ihn nicht mehr. Und sucht den nächsten: Immer mehr Menschen werden in ihrem Urlaub zum „Sternegucker“ – manche sind schlicht Romantiker, andere haben als Hobby-Astronomen schon viel Geld in Teleskope, Sternenkarten, lichtempfindliche Kameraobjektive oder Rotlichtlampen mit minimalem Lichtsmog investiert.

Bei der Auswahl ihrer Ziele haben alle die Qual der Wahl. Weite Wüsten, luftige Höhen, endlose Ozeane oder schlicht menschenleere Gebiete gibt es viele. Jeder Kontinent verfügt gleich über mehrere Hotspots. War das Thema früher in der Touristikbranche nichts als eine Nische für einen kleinen Personenkreis von Enthusiasten, hat sich die Sternenschau mittlerweile zu einem richtigen Markt entwickelt. Veranstalter richten ganze Reisen auf dieses Thema aus oder bieten zumindest Programmpunkte für romantische Herzen an.

An den Hotspots hat sich häufig ein breites Angebot entwickelt, Sternwarten haben zudem lägst die Tore geöffnet. Wir haben uns auf dem Globus einmal umgesehen und einige der schönsten Destinations herausgesucht.

Kanada: Ontario

Wenn es Nacht wird in Ontario, bietet sich Naturliebhabern ein atemberaubender Himmel, der hier mittels Langzeitbelichtung künstlerisch in Szene gesetzt ist. FOTO: DESTINATION ONTARIO
Wenn es Nacht wird in Ontario, bietet sich Naturliebhabern ein atemberaubender Himmel, der hier mittels Langzeitbelichtung künstlerisch in Szene gesetzt ist. FOTO: DESTINATION ONTARIO
Kanada gehört zu den Weltmarktführern, wenn es um den Blick in die Sterne geht. Insgesamt 22 Dark Sky Preserves (DPS) gibt es in dem mitunter menschenleeren Land, acht davon befinden sich in der Provinz Ontario. Wir stellen hier zwei Gebiete stellvertretend vor, die erst kürzlich von der Royal Astronomiccal Society Kanada zum DPS ernannt wurden.

Killarney

Mit seinen pinken Granitfelsen, weißen Quartzite-Hügeln und den azurblauen Seen ist der Killarney Provincial Park einer der beliebtesten Outdoor-Ziele in Ontario. Der größte Teil ist buchstäblich Wildnis, es gibt nur einen Campingplatz am George Lake – dafür aber seit 2010 ein eigenes öffentliches Observatorium, das im vergangenen Jahr von einem zweiten Gebäude mit zusätzlichem Teleskop ergänzt wurde. Im Killarney Provincial Park Observatory können auch Privatleute in Eigenregie mit professionellem Gerät Mars, Saturn, Orion und sogar tagsüber die Sonne erkunden. Ein Mal wöchentlich finden Führungen statt, bei denen die Besucher mit Astrologen auf die Reise gehen und den Gebrauch des Teleskops erlernen können. Private und institutionelle Anbieter laden zum Lernen sowohl westlicher als auch indigener (Ojibwe) Sternenkonstellationen oder zu Kometen-Workshops.

Lake Superior

Der Lake Superior ist gemessen am Volumen einer der größten Süßwasserseen weltweit und der dazugehörige Naturpark mit rund 1500 Quadratkilometern der größte Provinzpark Ontarios. Er bietet eine mannigfaltige Topographie mit einer felsigen Küstenlinie und sandigen Stränden, weiten Waldgebieten und zahlreichen Seen und Wasserfällen.

Für Stargazer ergeben sich optimale Bedingungen: Der Park gehört zu den dunkelsten Lichtschutzgebieten weltweit. Außerdem kann man hier die tanzenden Polarlichter beobachten.

Informationen online unter: www.ontariotravel.net

Chile: Atacama

In San Pedro de Atacama versammeln sich alle Stargazer. FOTO: ISTOCK
In San Pedro de Atacama versammeln sich alle Stargazer. 
FOTO: ISTOCK

Wenn ein Land die Bezeichnung „Heimat der Sternengucker“ verdient, dann ist es sicherlich Chile. Die Atacama-Wüste bietet mit ihrer Höhenlage, der – trotz der Pazifiknähe – extremen Trockenheit und der oftmals geringen Lichtverschmutzung perfekte Bedingungen für die Astronomie. Mehr als 300 Nächte im Jahr sind klar. Einige der berühmtesten Observatorien der Welt sind hier zu finden. Viele von ihnen kann man besuchen.

So etwa ALMA, das „Atacama Large Millimeter Array“, das leistungsfähigste Radioteleskop weltweit und das größte existierende terrestrische astronomische Projekt überhaupt, in dem Partner aus Europa, Nordamerika und Ostasien zusammenarbeiten. 66 Präzisionsantennen mit zumeist zwölf Metern Durchmesser sammeln ihre Daten in rund 5000 Metern Höhe auf dem Chajnantor Plateau in den Anden. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten sich Besucher im Anmeldeportal einige Monate im Voraus eintragen, die Anlage ist beliebt und die Plätze sind begrenzt. Nur mit Glück kommt man auch ohne Voranmeldung zum Zuge. Gehört man zu den Glücklichen, betritt man zunächst die auf 2900 Metern gelegene Operations Support Facility. Hier lernt man Kontrollraum oder Laboratorien kennen. Besteht man einen Gesundheitscheck, darf man zu den Antennenschüsseln.

Hat man ALMA als Ziel ausgewählt, übernachtet man wahrscheinlich in der nahen Ortschaft San Pedro de Atacama. Hier finden sich Reiseunternehmen, die sich um Transport, Unterkunft und Ausrüstung für Stargazer kümmern. Im Beobachtungszentrum Space Obs vermitteln Experten Hintergrundwissen und erklären den südlichen Sternenhimmel. Auch eigene Teleskop-Blicke hinauf sind hier möglich. Viele Anbieter haben nächtliche Exkursionen in die Wüste auf dem Programm. In Chile ist man eben voll und ganz auf die Astro- Fans eingestellt.

Informationen und Anmeldung beim ALMA unter: www.almaobservatory.org

Hawaii: Mauna Kea

Schnee auf Hawaii: Der Mauna Kea bietet auf über 4000 Metern Höhe perfekte Bedingungen für den Blick in die Sterne.
Schnee auf Hawaii: Der Mauna Kea bietet auf über 4000 Metern Höhe perfekte Bedingungen für den Blick in die Sterne.
Der Vulkan Mauna Kea auf Hawaiis größter Insel Big Island ist einer der berühmtesten Pilgerorte für Sternengucker weltweit. Der „Weiße Berg“, so die Bedeutung des Namens, ist mit seinen 4205 Metern für astronomische Betrachtungen wie gemacht. Durch die Höhe ist die Luft sehr dünn und trocken, eine der Grundvoraussetzungen für Infrarotastronomie. Zumeist liegt der Gipfel über der Wolkendecke, was eine große Anzahl von klaren Nächten garantiert. Kein Wunder, dass sich hier mit dem W. M. Keck Observatory eines der bedeutendsten Observatorien der Welt befindet: Elf Nationen betreiben das Ensemble, das neun Spiegelteleskope für den optischen und den infraroten Spektralbereich, drei Anlagen für den Submilimeter-Bereich und ein gigantisches Radioteleskop von 25 Metern Durchmesser beherbergt.

Für Astro-Touristen ist Mauna Kea eine tolle Anlaufstelle. Über das Visitor-Center auf 2800 Metern betreten die Besucher den Bereich des Observatoriums. Menschen, die Probleme mit großer Höhe haben, wird geraten, auf den Aufstieg zu Fuß oder mit dem Geländefahrzeug zum Gipfel und dem Teleskopen- Ensemble zu verzichten. Schon im Center ist die Aussicht einmalig. Ab 18 Uhr findet hier täglich das „Stargazing“ statt. Nach einem Film zur Geschichte des Berges stellen die Mitarbeiter Teleskope auf, mit denen die Besucher den Himmel beobachten können. Astronomen zeigen und erklären die Planeten und Galaxien.

Das Observatorium ist weitgehend für Besucher geöffnet, Führungen werden angeboten. Einziger Wehmutstropfen: Der Mauna Kea ist für die Hawaiianer ein heiliger Berg, viele sind nicht begeistert von den Teleskopen. Und da ist natürlich die lange Anreise aus Europa: Wer nach Hawaii fliegt, steuert meist Los Angeles an (knapp zwölf Stunden bei Nonstop-Flug) und hat dann noch einmal rund fünfeinhalb Stunden Weiterflug vor der Brust.

Informationen online unter: www.keckobservatory.org

Spanien: La Palma

Auf La Palma ist man dem Himmel ganz nah. FOTO: SAÚL SANTOS
Auf La Palma ist man dem Himmel ganz nah. FOTO: SAÚL SANTOS


Die Kanareninsel La Palma ist mit seiner bemerkenswerten Landschaft mit hohen Bergen und vulkansandschwarzen Stränden oder dem permanenten Frühlingsklima ohnehin schon ein Magnet für Urlauber. Auch für Sternengucker gibt es endlos viele Möglichkeiten. Denn: Der Himmel ist klar, hier gibt es kaum Industrie, keine Großstädte – dafür aber kräftige Passatwinde von Nord-Ost, die die Wolkenschicht in 700 bis 1500 Metern formen. Diese bleibt dann an der Ostseite des gebirgigen Eilands „hängen“ – so bleibt die Westseite wolkenfrei. Seit 1988 sorgt das weltweit erste „Himmelsgesetz“ (Ley del Cielo) für strenge Auflagen für Beleuchtungen aller Art auf der Insel. 2012 wurde La Palma zum ersten „Starlight Reserve“ der Unesco weltweit erklärt.

Auf dem höchsten Punkt der Insel befindet sich im dortigen Observatorium Astrofisico eine der größten Ansammlungen von Teleskopen weltweit – 15 Stück. Forscher aus 19 Ländern richten hier die Augen auf ferne Welten. In 2426 Metern Höhe auf dem Roque de los Muchachos gelegen, ist das Gran Telescopio Canarias mit einer Kuppelhöhe von 33 Metern und einem Durchmesser von 10,40 Meter das größte optische Infrarot-Spiegelteleskop auf der Erde. Nach vorheriger Anmeldung können Besucher das Observatorio im Rahmen einer Führung kennenlernen. Die Anreise zur Bergspitze lohnt sich allein aufgrund der Höhenlage: Besucher blicken auf auf den Wolkenteppich.

Die Spanier haben Geld und Fantasie in die Infrastruktur gesteckt: Fast jede Gemeinde verfügt über „Miradores“ – Aussichtspunkte, von denen aus sich das Firmament gut betrachten lässt. Hinweistafeln und Sternenkarten helfen überall bei der Orientierung. Außerdem unterstützt die Inselregierung private Ferienhausbetreiber bei der Einrichtung von kleinen Observatorien.

Information zum Astro-Urlaub auf La Palma und Anmeldung zur Führung im Observatorium auf dem Roque de los Muchachos unter: starislandlapalma.es

Weitere Artikel