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Zahngesundheit im Kreis Pinneberg

Volkskrankheit Parodontitis ist anfangs ohne Schmerz

Mit einem PSI-Test misst der Zahnarzt die Tiefe der Taschen. Das ist der Bereich zwischen Zähnen und Zahnfleisch. Das Zahnfleisch entzündet sich schleichend und bleibt auch in diesem Zustand lange schmerzfrei Foto: proDente
Mit einem PSI-Test misst der Zahnarzt die Tiefe der Taschen. Das ist der Bereich zwischen Zähnen und Zahnfleisch. Das Zahnfleisch entzündet sich schleichend und bleibt auch in diesem Zustand lange schmerzfrei 
Foto: proDente
Eine Parodontitis entwickelt sich meist über Jahre von den Betroffenen unbemerkt. Sie beginnt mit einer Zahnfleischentzündung und verursacht am Anfang keine Schmerzen.

Die Parodontitis, umgangssprachlich auch Parodontose genannt, ist eine Entzündung des zahnumgebenden Gewebes (Zahnhalteapparat). Sie zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Auch in Deutschland ist sie stark verbreitet. Hierzulande sind laut aktueller Deutscher Mundgesundheitsstudie jeder zweite Erwachsene und fast zwei von drei jüngeren Senioren betroffen.


Parodontitis entwickelt sich meist schleichend

„Eine Parodontitis beginnt meist bereits in jungen Jahren. Sie entwickelt sich immer aus einer Zahnfleischentzündung, also einer Gingivitis, und schreitet in der Regel nur langsam fort“, verdeutlicht Dr. Sonja Sälzer vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. „Da sie anfangs selten mit Schmerzen verbunden ist, bleibt sie von den Betroffenen häufig unbemerkt.“ Typische Symptome können zunächst leicht gerötetes, entzündetes Zahnfleisch, Zahnfleischbluten und Mundgeruch sowie Zahnfleischrückgang sein. Unbehandelt kann es vor allem in der zweiten Lebenshälfte zu freiliegenden Zahnhälsen, Eiter und Zahnlockerung bis hin zum Zahnverlust kommen. Ab dem 50. Lebensjahr gehen im Durchschnitt mehr Zähne durch eine Parodontitis verloren als durch Karies.

Zahnfleischtaschen entstehen

Bakterien bilden zusammen mit Nahrungsresten einen Biofilm (Zahnbelag, Plaque) auf der Oberfläche von Zähnen sowie am Zahnfleischrand und Zahnzwischenraum. Wird dieser Belag nicht durch regelmäßige, gründliche Zahnpflege entfernt, entwickelt sich an den betroffenen Stellen bereits nach wenigen Tagen eine Zahnfleischentzündung. Bakterien können in das Gewebe eindringen. Die körpereigene Abwehr, das Immunsystem, reagiert zunächst mit einer Entzündung des Zahnfleischs, einer Gingivitis. Besteht die Entzündung längere Zeit, kann sie in eine Parodontitis übergehen. Sie führt zum Abbau des Zahnknochens und der Zahnhaltefasern.
  
Das Zahnfleisch wird hingegen immer dicker und die Höhe des Zahnfleischrandes bleibt zumindest am Beginn der Erkrankung unverändert. Jedoch bildet sich dabei ein Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn. Eine sogenannte Zahnfleischtasche entsteht. Bei weiterem Fortschreiten des Knochenabbaus fehlt dem Zahn zunehmend der Halt. Er lockert sich immer mehr und kann schließlich ausfallen. Achtung: Raucher erkranken deutlich häufiger an einer Parodontitis als Nichtraucher, und der Verlauf der Erkrankung ist schwerer. Denn Rauchen verengt die Gefäße. Zahnfleischbluten als wichtiges Signal für eine beginnende Parodontitis bleibt oftmals aus.

Zur Früherkennung zum Zahnarzt gehen

Bei der Kontrolluntersuchung kann der Zahnarzt eine mögliche Parodontitis mit Hilfe des sogenannten Parodontalen Screening Index (PSI) feststellen. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Parodontitis-Vorsorge alle zwei Jahre. Dabei untersucht der Zahnarzt das Zahnfleisch. Mit einer Sonde tastet er für den Patienten kaum spürbar das Gewebe zwischen Zähnen und Zahnfleisch ab. Er misst die Tiefe der Zahnfleischtaschen und kontrolliert mögliche Blutungen. Die Messwerte ergeben den Index. In schweren Fällen röntgt der Zahnarzt den betroffenen Kiefer. So kann er sich ein genaues Bild vom Zustand des Kieferknochens machen. (kuk)

Rauchfrei: Gut für Zähne und Zahnfleisch

Raucher haben ein vier- bis sechsfach erhöhtes Risiko, eine Parodontitis zu entwickeln“, warnt Dirk Kropp, Geschäftsführer der Initiative proDente anlässlich des Weltnichtrauchertags in diesem Jahr. „Zudem leiden Raucher vermehrt unter schweren Parodontalerkrankungen.“

Rauchen schädigt nicht nur die Lunge und das Herz-Kreislauf-System, sondern auch Zahnfleisch und Zähne. So verengt unter anderem das in Zigaretten enthaltene Nervengift Nikotin die feinen Blutgefäße des Zahnfleischs. Das Gewebe wird nicht mehr normal durchblutet und Abwehrmechanismen des Körpers gegen Entzündung werden reduziert. Zahnfleischbluten – ein wichtiges Warnsignal für eine Parodontitis, auch Parodontose genannt – bleibt somit aus. Raucher bemerken eine Parodontitis, also eine Entzündung des zahnumgebenden Gewebes, daher meist erst spät.

Rauchen ist auch bei der Behandlung einer Parodontitis nachteilig. Wer weiterhin zur Zigarette greift, zeigt schlechtere Therapieergebnisse. Ebenso verlieren Raucher häufiger Zähne als Folge einer Parodontitis.

Die durch das Nikotin ausgelöste, schlechtere Durchblutung stört auch die Heilung von Wunden in der Mundhöhle. Verzögerte Wundheilung, Entzündungen und sogar Gewebeschädigungen können die Folgen sein. Insbesondere bei der Einheilung von Implantaten kommt es bei Rauchern deutlich häufiger zum Verlust des Zahnersatzes.

Die in Zigaretten enthaltenen Stoffe erhöhen deutlich das Risiko für die Entstehung von Tumoren der Mundhöhle. Gerade die Schleimhäute der Mundhöhle sollten bei Rauchern ständig kontrolliert und jegliche Veränderung ernst genommen werden. Am besten ist es, mit dem Rauchen ganz aufzuhören – der Zahngesundheit zuliebe. (kuk)
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