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Tennis in Hamburg

Dr. Volker Carrero: Hamburger Facharzt für Tennisbeschwerden und Turnierarzt bei den German Open am Rothenbaum

Serie: Dr. Volker Carrero

Johannes Fetzer, Chris Radecke, Dr. Volker Carrero
Johannes Fetzer, Chris Radecke, Dr. Volker Carrero
Heute: Die Faszien, was sind das?

TENNIS in Hamburg führte das Interview mit Dr. Volker Carrero, Johannes Fetzer und Chris Radecke. Johannes Fetzer ist ausgebildeter Physiotherappeut und Osteopath und ein international gefragter Experte für das Thema Faszien. Chris Radecke ist im Besitz der A-Trainer-Lizenz und betreibt die Tennisakademie Radecke auf dem Vereinsgelände des Uhlenhorster TC.

TENNIS in Hamburg: Die Faszien sind zunehmend in aller Munde: Was sind Faszien?

DR. VOLKER CARRERO: Unter den Faszien wird das gesamte Bindegewebe verstanden, das den Körper umhüllt und durchdringt. Die Faszien bilden somit ein Netzwerk im gesamten Körper und damit ein umfassendes Kommunikationsinstrument. Zu den Faszien gehören auch Sehnen, Sehnenplatten und Bänder. In den Faszien liegt u.a. ein Großteil der Schmerzrezeptoren. Dieser Aufbau begründet auch, warum z.B. Verkürzungen im Hüftbereich Schulterbeschwerden auslösen können.



Antonia Carrero, Chris Radecke und Antonia Radmer
Antonia Carrero, Chris Radecke und Antonia Radmer
Warum gewinnen die Faszien im Sport, insbesondere auch im Tennis an Bedeutung?

JOHANNES FETZER: Die Forschung bezüglich der Faszien hat in den letzten Jahren explosionsartig zugenommen. Die Faszien sind zum einen für die Beweglichkeit, zum andern für die Stabilität unseres Körpers verantwortlich. Durch die Elastizität der Faszien können Sie katapultartig Ihre Arme oder Beine vorschnellen lassen und damit eine hohe Bewegungsgeschwindigkeit erreichen. Die eigentlichen Muskelzellen benötigen Sie nur, um diesen Katapulteffekt anzustoßen. So ist eine hohe Leistungsfähigkeit bei niedrigem Energiebedarf möglich.

DR. VOLKER CARRERO: Gerade durch die Entwicklung neuer hochauflösender Ultraschallgeräte ist unser Verständnis für die Faszien gewachsen. Wir können Veränderungen der Faszienstruktur wie Verklebungen oder Verhärtungen zunehmend besser darstellen.

Chris Radecke: Gerade im Tennis mit den vielen Schlägen benötigen wir schnelle ökonomische Bewegungsabläufe. Das Vordehnen der Faszien in der Ausholbewegung der Schläge ermöglicht dann das katapultartige Vorschnellen des Schlägers durch die Bewegung der Arme, des Rumpfes und der Beine. Um möglichst hohe Schlaggeschwindigkeiten bei wenig Kraftaufwand zu erreichen, ist ein gesundes elastisches und stabiles Fasziengewebe essentiell.
Mit Tennisbällen können Sie die Faszien ausstreichen und Verklebungen lösen. Nutzen Sie den Tennisball für Ihre Füße, die Brustkorbmuskulatur und die Unterarme. Ihre Faszien werden es Ihnen danken.
Mit Tennisbällen können Sie die Faszien ausstreichen und Verklebungen lösen. Nutzen Sie den Tennisball für Ihre Füße, die Brustkorbmuskulatur und die Unterarme. Ihre Faszien werden es Ihnen danken.

Mit welchen Maßnahmen kann man seine Faszien verbessern?

DR. VOLKER CARRERO: Folgende drei Komponenten spielen die Hauptrolle: Gesunde ausgewogene Ernährung, ausreichender Schlaf und ein wohldefiniertes Bewegungstraining. Da auch die Faszien einen hohen Wassergehalt haben, ist die erste Maßnahme für gesunde Faszien ausreichendes Trinken.

JOHANNES FETZER: Unser Fokus liegt natürlich auf der Bewegung. Die anderen beiden Punkte sollten für einen Sportler Basis sein. Wir wissen, dass die Bindegewebszellen auf mechanische Reize reagieren. Sie können folglich Ihre Faszienstruktur über Bewegungsreize im positiven verändern, d.h. sowohl elastischer als auch stabiler machen. Da die Umbauvorgänge aber langsam stattfinden, stellen sich Erfolge auch erst nach Monaten ein.

Diese Übung verbessert Ihre Faszien insbesondere im rückenseitigen Brustkorbbereich. Achten Sie auf eine möglichst ausgeprägte Bewegung in der Brustwirbelsäule, indem Sie aus der maximalen Streckung in eine maximale Beugung der Brustwirbelsäule gehen.
Diese Übung verbessert Ihre Faszien insbesondere im rückenseitigen Brustkorbbereich. Achten Sie auf eine möglichst ausgeprägte Bewegung in der Brustwirbelsäule, indem Sie aus der maximalen Streckung in eine maximale Beugung der Brustwirbelsäule gehen.
Welche Komponenten des Faszientrainings gibt es?

JOHANNES FETZER: Die meisten verbinden unter dem Begriff des Faszientrainings sicherlich das Rollen mit Faszienrollen oder Bällen. Dieses ist aber nur ein kleiner Teil des Trainings. Mit den Rollen streicht man die Faszien wie einen Schwamm aus, dadurch werden zum einen Verklebungen gelöst, zum anderen durch das „Auspressen“ und anschließende „Aufsaugen“ von Gewebewasser aus und in die Faszien die Stoffwechselsituation in den Faszien verbessert. Entscheidender ist jedoch das eigentliche Training. Bei diesem dehnen Sie die Faszien dynamisch mit wippenden Bewegungen. Das vor einigen Jahren verpönte dynamische Dehnen mit wippenden Bewegungen stellt gerade für die Faszien einen idealen Trainingsreiz dar.

Mit dieser Übung verbessern Sie zum einen die Gleitfähigkeit der kräftigen Faszie der Rückenstrecker, zum anderen kräftigen Sie die Faszie. Nehmen Sie einen mittelschweren Gegenstand (z.B. eine Balldose oder eine Trinkflasche) zwischen die Hände, strecken Sie sich maximal und schwingen dann beide Hände mit dem Gegenstand durch Ihre Beine. Achten Sie bei dieser Übung auf Dynamik, machen Sie beim Durchschwingen Ihren gesamten Rücken rund.
Mit dieser Übung verbessern Sie zum einen die Gleitfähigkeit der kräftigen Faszie der Rückenstrecker, zum anderen kräftigen Sie die Faszie. Nehmen Sie einen mittelschweren Gegenstand (z.B. eine Balldose oder eine Trinkflasche) zwischen die Hände, strecken Sie sich maximal und schwingen dann beide Hände mit dem Gegenstand durch Ihre Beine. Achten Sie bei dieser Übung auf Dynamik, machen Sie beim Durchschwingen Ihren gesamten Rücken rund.
Wann ist ein Faszientraining sinnvoll?

CHRIS RADECKE: Eigentlich trainiert man bei allen Tennisübungen auch immer die Faszien, eine strikte Trennung in ein reines Faszientraining ist schwierig. Sinnvoll sind drei Schwerpunkte. Zum einen vorbereitend vor der Trainingseinheit oder dem Match. Dann sind die dynamischen Bewegungen in den und in die endgradigen Gelenkstellungen wichtig, um die Faszien auf die körperliche Belastung vorzubereiten. Nach dem Match ist ein Cool down durch Ausrollen mit den Faszienrollen und Bällen wichtig, um die Regeneration zu verbessern. In zusätzlichen Konditionseinheiten als dritter Schwerpunkt werden die grundsätzliche körperliche Basis auch in Hinblick auf die Faszien verbessert.

JOHANNES FETZER: Jede Einheit für Ihre Faszien ist hilfreich. Auch wenn es nur ein paar Minuten wären, tun Sie Ihrem Körper etwas Gutes. Versuchen Sie, vor dem Tennis Ihre Faszien möglichst umfassend vorzubereiten, also möglichst alle Körperregionen zu trainieren.

DR. VOLKER CARRERO: Das Rollen mit den Faszienrollen macht den Körper müde, deswegen sollte dieses immer nur nach dem Training oder Match durchgeführt werden. Dabei gilt nicht, viel Druck hilft viel. Schmerz führt zu einem Zusammenziehen der Faszien, ist also kontraproduktiv. Die richtige Dosierung beim Rollen ist ein „Wohlwehschmerz“, ein gut tolerabler Druck auf die entsprechende Struktur. Rollen Sie einige Male langsam hin und her über die entsprechende Körperregion.

Trainieren Sie die Faszien der Schultermuskulatur. Sie können ihren Tennisschläger oder ein Handtuch nutzen. Ziehen Sie mit dem einen Arm den anderen Arm in die möglich Endposition, dann in die andere Richtung ziehen. Nach ein paar Durchgängen wechseln Sie die Position des oberen in die Position des unteren Arms und umgekehrt.
Trainieren Sie die Faszien der Schultermuskulatur. Sie können ihren Tennisschläger oder ein Handtuch nutzen. Ziehen Sie mit dem einen Arm den anderen Arm in die möglich Endposition, dann in die andere Richtung ziehen. Nach ein paar Durchgängen wechseln Sie die Position des oberen in die Position des unteren Arms und umgekehrt.
Für wen ist Faszientraining geeignet?

CHRIS RADECKE: In unserer Akademie ist das Faszientraining fester Bestandteil jeder Einheit.

DR. VOLKER CARRERO: Faszientraining sollte in jedem Alter und jeder Spielstärke durchgeführt werden, Es bedarf keiner großen Hilfsmittel, verbessert Ihre Leistungsfähigkeit und reduziert Ihre Verletzungsanfälligkeit.

Faszientraining

Faszientraining findet zunehmende Verbreitung. Dr. Volker Carrero, Johannes Fetzer und Chris Radecke zeigen Ihnen mit unseren „Tennis-Modellen“ Antonia Carrero und Antonia Radmer, wie Sie Ihre Faszien vor und nach dem Tennisspiel trainieren können. Genutzt werden nur Hilfsmittel, die Sie bei jedem Tennisspiel generell bei sich haben sollten. So sind Sie stetig für Ihr Faszientraining bereit!



Dr. Volker Carrero,
MVZ Argon, Große Bleichen 5, 20354 Hamburg
Johannes Fetzer,
TherapieZentrum HafenCity, Am Sandtorkai 70, 20457 Hamburg
Chris Radecke,
Tennisakademie Chris Radecke, Wesselblek 8, 22339 Hamburg

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