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Den Unterschied ausmachen

Ein Plädoyer für den Pflegeberuf

Zwischen Pflege und Administration – Abwechslungsreichtum ist vorprogrammiert. Foto: fotolia/Auremar
Zwischen Pflege und Administration – Abwechslungsreichtum ist vorprogrammiert. Foto: fotolia/Auremar
Unterbezahlt, überarbeitet, sozial geringgeschätzt – das öffentliche Ansehen von Berufen in der Pflege könnte besser sein. Und das sollte es auch, denn kaum eine Branche ist so unverzichtbar fürs Gemeinwohl und bietet gleichzeitig so langfristige Karriereaussichten wie dieses große und vielfältige Arbeitsfeld.

Wer nicht selbst in einem Krankenhausbetrieb, einem Altenheim oder einer sonstigen medizinisch-sozialen Einrichtung arbeitet, kennt den Pflegeberuf oberflächlich von Patientenseite aus – oder aus den Medien. Dort lassen sich in schöner Regelmäßigkeit Berichte sehen, hören und lesen, die auf die Missstände der Branche hinweisen. Die gibt es, zweifellos. Die Pflege von alten und kranken Menschen ist körperlich anstrengend, ein Phänomen, das durch den dabei üblichen Schichtdienst noch verstärkt wird. Die Skandale, die im Blätterwald kursieren, wenn irgendwo ein eklatanter Machtmissbrauch gegenüber Schutzbedürftigen durch Pflegepersonal ans Licht kommt, werfen unschöne Schlaglichter. Dabei ist die Anzahl derer, die als ‚schwarze Schafe‘ ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten, gemessen an der Gruppe der im Berufsfeld Tätigen extrem gering. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen Deutscher Pflegerat e.V. vertritt bundesweit mehr als 1,2 Millionen Beschäftigte der Pflegeberufe.

Dennoch sind es nicht genug: Mehr als 25.000 Fachkraftstellen in der Alten- und Krankenpflege sind laut Ärztezeitung vom April dieses Jahres deutschlandweit nicht besetzt. Jens Spahn, seit dem 14. März 2018 Bundesminister für Gesundheit, hat sich des Themas gleich zu Beginn seiner Amtszeit angenommen.

Das Arbeitsfeld ist durchaus attraktiv

Wer hier arbeitet, der hat gut lachen. In der Pflege setzt man zunehmend auf familienfreundliche Arbeitszeiten. Foto:Fotolia/Flamingo Images
Wer hier arbeitet, der hat gut lachen. In der Pflege setzt man zunehmend auf familienfreundliche Arbeitszeiten. Foto:Fotolia/Flamingo Images
Er ist nicht der einzige, der aktiv wird. Die Krankenhäuser Norddeutschlands verfügen auf ihren Internetseitenseiten über prominent platzierte „Karriere“-Buttons. Ein Hinweis auf die Dringlichkeit des Problems, der Pflegenotstand ist Fakt. Dabei ist das Arbeitsfeld durchaus attraktiv. „Die Arbeit hat einen übergeordneten Sinn“, sagt die Personalreferentin eines Hamburger Krankenhauses, und nennt damit das wohl hervorstechendste Qualitätsmerkmal der Pflegeberufe. Die Arbeit, die getan wird, ist wichtig für einzelne und für die Gesellschaft gleichermaßen. Man braucht kein Helfersyndrom, um diesen Umstand wertzuschätzen. Zudem macht der tägliche Umgang mit Menschen aus allen sozialen Schichten den Pflegeberuf abwechslungsreich. Während die Vergütung für eine Fachkraft in der Altenpflege im Vergleich zum Mittel aller anderen Beschäftigten unterdurchschnittlich ist, stimmt dies nicht für den Bereich Krankenpflege. Dank vieler Zuschläge wie für Nacht- und Wochenenddienste liegt das Durchschnittseinkommen für eine Vollzeitstelle bei 3.239 Euro, geringfügig höher als bei Beschäftigten insgesamt (3.133 Euro), stellte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Januar fest.

Ein größeres Krankenhaus vereint eine Vielzahl von Berufen. Eine vergleichsweise kleine Gruppe stellen die Ärzte, die weitaus größere der Pflegedienst. Weitere Arbeitsstellen liegen im Funktionsdienst – nicht ärztliche Berufe zum Beispiel im OP, der Aufnahme, der Notfallambulanz – und im medizinisch-technischen Dienst – Physiotherapeuten, Arzthelfer u.a. Dazu kommen Berufe im technischen Dienst, der Verwaltung, dem Wirtschafts- und Versorgungsdienst – ein Arbeitszweig, der heute Aufgaben wie Putzen, Essensausgabe etc. übernimmt, Arbeiten, die früher vom Pflegedienst verrichtet wurden.

Karriere- und Lebensplanung

In größeren Krankenhäusern und Klinikverbünden wird ausgebildet; die Pflege wird hier von der Pike auf gelernt und findet dicht am Patienten statt. Alternativ kann beispielsweise an der HAW Hamburg das duale Studium Pflege belegt werden. Wer Pfleger ist, kann sich weiterbilden: Ein Fachkrankenpfleger wird besser vergütet, und wer eine Zusatzqualifikation vorweisen kann, dem stehen beruflich momentan wirklich alle Türen offen. Solch eine Zusatzausbildung kostet viel und wird in der Regel vom Krankenhaus getragen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Auszubildende, für mindestens drei Jahre im Betrieb zu bleiben. Obwohl dieses Angebot attraktiv scheint, zeigt der Trend, dass immer weniger Menschen dazu bereit sind, solch eine Weiterbildung zu machen.

Wesentlich überzeugendere Faktoren für das Ergreifen des Pflegeberufs scheinen da andere Vorteile zu sein. Um die Notwendigkeit des anstrengenden Schichtdienstes familienfreundlich zu gestalten, setzen die großen Arbeitgeber heute verstärkt auf weiche Faktoren: Betriebskindergärten mit erweiterten Öffnungszeiten, Betreuung des Nachwuchses in Ferienzeiten, Beratung für Beschäftigte, die pflegebedürftige Angehörige unterstützen, selbst Unterstützung bei der Wohnungssuche bieten einige Personalabteilungen an. Gang und gäbe ist das Angebot von Teilzeitarbeit, das schon bei einer Viertelstelle beginnt. am
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